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Mastdarmvorfall (Rektumprolaps)

Bei einem Mastdarmvorfall (Rektumprolaps) tritt entweder die gesamte Mastdarmwand in die Darmlichtung oder durch den After nach außen. Es werden mehrere Schweregrade unterschieden. Bei leichten Formen (Stadium I) fällt die Mastdarmwand lediglich nach innen vor, ohne aus dem Anus herauszuragen (innerer Prolaps). In schwereren Fällen tritt der gesamte Mastdarm entweder nur beim Pressen (Stadium II) oder auch in Ruhe (Stadium III) aus dem Anus. Es können unterschiedlich lange Strecken von 1 bis ca. 15 Zentimetern vorfallen. Je nach Schweregrad, Beschwerdebild und Patientenkriterien richten wir unsere Behandlung aus, da die unterschiedlichen Formen unterschiedliche Therapieansätze benötigen.

Ursachen

Bestimmte anatomische Gegebenheiten und eine übermäßige Lockerung der Enddarmaufhängung im Bereich des Kreuzbeins können einen Mastdarmvorfall (Rektumprolaps) begünstigen. Ursachen sind unter anderem eine schwache Beckenbodenmuskulatur und andere Faktoren wie die Erschlaffung des Schließmuskels (Analsphinkter) oder gynäkologische Eingriffe. Oftmals lässt sich die Erkrankung – aufgrund mehrdeutiger Symptome – nicht auf Anhieb erkennen. Das trifft besonders auf die leichtere Form zu, bei welcher der Darm nicht aus dem Anus hervortritt.

Symptome

Ein Mastdarmvorfall (Rektumprolaps) führt oft dazu, dass die Betroffenen ihren Darm nicht mehr vollständig entleeren können. Zugleich verspüren sie einen wiederkehrenden Stuhldrang und haben ein Druckgefühl im kleinen Becken, insbesondere im Stehen. Auch Juckreiz im Analbereich und leichtere Schmerzen am Steiß können auf einen Mastdarmvorfall hinweisen. Tritt der Mastdarm aus dem Anus aus, haben Betroffene häufig funktionelle Beschwerden. Es entwickelt sich eine Stuhlinkontinenz, bei der unwillkürlich Gas und Stuhl abgehen. Außerdem finden sich Absonderungen von Blut und Schleim durch Entzündungen und Druckgeschwüre („nasser Anus“). Frauen sind in besonderem Maße betroffen, weil ihr Beckenboden durch Schwangerschaften und (Mehrlings-) Geburten stärker belastet wird als bei Männern. Dadurch kann eine Beckenbodeninsuffizienz entstehen. Daher lassen sich bei Frauen nach dem 50. Lebensjahr häufig auch andere Erkrankungen wie eine Vorwölbung des Mastdarmes in die Scheide (Rektozele), eine Vorwölbung der Harnblase in die Scheide (Zystozele) oder ein Gebärmuttervorfall mit dem Mastdarmvorfall in Verbindung bringen. Daran schließt sich mitunter eine Harninkontinenz an.

Untersuchungen (Diagnostik)

Die Untersuchung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch. Bei der anschließenden klinischen Untersuchung kann man oft eine erste Blickdiagnose stellen. Denn bei einem kompletten Mastdarmvorfall stülpt sich gerötetes Darmgewebe durch den Anus nach außen.
Im Zweifelsfall kann ein Pressmanöver die Erkrankung eindeutig zutage fördern. Die weitere körperliche Untersuchung sowie eine Spiegelung des Analkanals, Enddarms und des Dickdarms gehören zu den Routineuntersuchungen, um einen Tumor und andere Erkrankungen ausschließen zu können.
In unserer Ambulanz stehen folgende diagnostische Verfahren zur Verfügung:

  • Analkanalspiegelung (Proktoskopie)
    Mit Hilfe der Analkanalspiegelung (Proktoskopie) lässt sich der Analkanal, welcher durch den Schließmuskeldruck ansonsten schwer einsehbar ist, gut darstellen und diagnostizieren. Es wird vorsichtig durch den After eingebracht. Die Untersuchung selbst ist nicht schmerzhaft. Sie dauern nur wenige Sekunden und lässt sich ohne Narkose ambulant in der Ambulanz durchführen. Im Regelfall ist eine Vorbereitung des Enddarmes für die Proktoskopie nicht notwendig.
  • Mastdarmspiegelung (starre Rektoskopie)
    Mit der Rektoskopie untersuchen wir die Schleimhaut des Mastdarmes, welcher oberhalb des Analkanals liegt und etwa 16 cm lang ist. Für die Rektoskopie wird der Enddarm mit einem Klysma gereinigt.
  • Ultraschalluntersuchung des Mastdarms (endorektale Sonographie)
    Die endorektale Sonographie wird gezielt im Analkanal und Mastdarm durchgeführt. Damit können auch tiefer gelegene Strukturen bis in den Millimeterbereich genau dargestellt werden. Manchmal gelingt nur mit dieser Methode eine eindeutige Diagnose.

Weitere ambulante Untersuchungen werden durch unsere Kollegen der Radiologie durchgeführt:

  • Radiologische Untersuchung (Defäkographie)
    Eine Funktionsstörung der Darmentleerung lässt sich prinzipiell auch mit einer Defäkografie nachweisen, welche heutzutage aber durch die dynamische Becken-MRT-Untersuchung abgelöst wurde und kaum noch notwendig ist. Das ist eine spezielle Untersuchung, bei der ein Kontrastmittel durch einen Einlauf verabreicht wird. Damit lassen sich Einstülpungen und Aussackungen im Enddarm visualisieren.
  • Dynamische Becken-Magnetresonanztomographie (MRT)
    Mit der dynamischen Becken-MRT-Untersuchung können wir strukturelle und funktionelle Erkrankungen der Beckenorgane und des Beckenbodens optimal darstellen. Alle Grade eines Prolaps sind gut beurteilbar. Die Untersuchung, für welche sie ein Kontrastmittel gespritzt bekommen, dauert etwa 30 bis 45 Minuten und erfordert ihre Mitarbeit. Durch zusätzliche Aufnahmen während des Pressens erhalten wir einen Einblick in Ihre Beckenbodenfunktion.
  • Schließmuskeldruckmessung (anorektale Manometrie)
    Mit der anorektalen Manometrie wird der Druck im Analkanal und Enddarm gemessen und man kann damit die Funktion ihres Schließmuskels und die Koordination mit der Beckenbodenmuskulatur präzise bestimmen. Mögliche Störungen lassen sich so gut erkennen

Therapiemöglichkeiten

Die Behandlung eines Mastdarmvorfalls reicht von der Stuhlregulierung bis zur Operation. Das Vorgehen hängt davon ab, wie stark der Vorfall ist und wie gut die Aufhängung des Darms noch funktioniert. Grundsätzlich ist das Ziel einer chirurgischen Behandlung, den Vorfall zu beheben und damit die anatomischen Grundvoraussetzungen zu schaffen, welche eine effiziente Beübung und Koordination zwischen den verschiedenen Strukturen ermöglichen.
Wir teilen die chirurgischen Eingriffe in zwei Gruppen ein. In die erste Gruppe fallen die Ansätze, die Abschnitte des vorgefallenen Mastdarms entfernen. Das heißt: Überschüssiges Darmgewebe wird operativ abgetragen. Zur zweiten Gruppe gehören die Eingriffe, die das Bindegewebe des Enddarms umliegend befestigen (Pexie). Beide können kombiniert werden. Die Eingriffe lassen sich entweder vom After oder der Bauchhöhle aus durchführen.
An der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Endokrine- und Onkologische Chirurgie des Klinikums Fulda führen wir mit guten Erfolgen stadienadaptiert durch den After eine Rektumvollwandresektion mittels Klammernahtgerät (STARR) oder eine transanale Rektosigmoidresektion nach Altemeier durch. Notwendige Bauchoperationen führen wir meist minimalinvasiv per Bauchspiegelung (laparoskopisch) durch. Dabei wird der Enddarm aus der Kreuzbeinhöhle gelöst, gestreckt und am Kreuzbein mit Nähten fixiert (Rektopexie). Auf die Einpflanzung eines Kunststoffnetzes kann dabei meist verzichtet werden. Oft wird der vorgeschaltete Dickdarmabschnitt, das Sigma, bei der Operation mitentfernt, um die Verstopfung langfristig wirkungsvoll zu behandeln (Resektionsrektopexie). Liegt zusätzlich auch eine Ausstülpung der Mastdarmwand in die Scheide vor (ventrale Rektozele), so führen wir simultan zur zusätzlichen Verstärkung eine hintere Scheidenplastik durch.
Welcher Eingriff für Sie der Beste ist, entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt. Er informiert Sie zu den zahlreichen chirurgischen Möglichkeiten an unserer Klinik und zeigt Ihnen die jeweiligen Vor- und Nachteile auf. In den meisten Fällen bessert die Korrektur des Mastdarmvorfalles die Kontinenz und Verstopfung der Betroffenen. Zwar sind ein Rückfall oder Nebenwirkungen der Operation möglich, in der täglichen Praxis kommen wir aber in aller Regel zu sehr guten Ergebnissen. Unsere Proktologen in der Chirurgischen Ambulanz stehen Ihnen als kompetente Ansprechpartner gern zur Verfügung.

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