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„Krebspatienten leben länger – wenn sie in zertifizierten Zentren behandelt werden.“

Aktuelles
27.04.2023
WiZen Studie PK 26.04.2023 DSC 4851

Die Versorgung von Krebspatienten sollte vorrangig durch zertifizierte Onkologische Zentren – wie am Klinikum Fulda – erfolgen, denn die Versorgung durch zertifizierte Onkologische Zentren erhöht die Wahrscheinlichkeit länger zu überleben erheblich. Dies belegt eine große Studie der AOK die vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung an der Technischen Universität Dresden durchgeführt wurde. Krankenkassen, Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und die Politik sollten Konsequenzen aus der gesundheitspolitischen Debatte ziehen, die sich nach der Präsentation der wissenschaftlichen Studie zur Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen) vor etwa einem Jahr entwickelt hat. Darin waren sich die Vertreter von Politik, Krankenkassen und Wissenschaft in einer Hybrid-Konferenz einig, zu der das Klinikum Fulda und die AOK Hessen am 26. April eingeladen hatten.

„Zertifizierte Krebszentren, wie sie das Onkologiekonzept des Landes Hessen vorsieht, verbessern die Versorgung von Patienten mit Tumorleiden erheblich“, sagte Ministerialdirigent Stefan Sydow, Leiter der Abteilung V Gesundheit im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Die Region Fulda setze das Onkologiekonzept des Landes Hessen beispielhaft um und leiste daher gemeinsam mit dem Land einen Beitrag dazu, dass Krebspatienten heute und in Zukunft besser behandelt werden. Im Zentrum des Hessischen Onkologiekonzepts stehe die Zusammenarbeit zwischen den koordinierenden onkologischen Zentren und den kooperierenden Krankenhäusern. Das fachliche Netzwerk trage die Kompetenz großer spezialisierter Kliniken in alle mitwirkenden Krankenhäuser, so Sydow.
Den Patienten stehe nach Angaben des Ministeriums mittlerweile eine vollständige stationäre Versorgungs¬struktur zur Verfügung, die aus acht krankenhaus¬planerisch benannten koordinierenden Zentren und kooperierenden Krankenhäusern bestehe. „Das Klinikum Fulda ist das koordinierende Zentrum für die Region Osthessen. Die wissenschaftlichen Daten legen die Empfehlung nahe, im Falle einer Krebserkrankung, die Versorgung durch ein zertifiziertes Zentrum zu suchen“, sagte Sydow. Derzeit arbeite eine Arbeitsgruppe des Ministeriums an einer Weiterentwicklung des Hessischen Onkologiekonzepts. Diese werde einen stärkeren Fokus auf die sektorenübergreifende Zusammenarbeit legen, so Sydow abschließend.

Tausende vermeidbare Todesfälle

„Jährlich stirbt eine vierstellige Zahl an Menschen an einer bösartigen Erkrankung, weil sie nicht in zertifizierten Krebszentren behandelt werden“, so Prof. Dr. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung an der TU Dresden. Schmitt ist einer der Hauptautoren der wissenschaftlichen Studie zur Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen). Die Autoren der Studie haben gezeigt, dass die Erstbehandlung von Krebserkrankungen in einem zertifizierten Krebszentrum wie jenem am Klinikum Fulda die Sterblichkeit der Patienten erheblich senkt. „Trotz der Empfehlungen des Nationalen Krebsplans werden noch immer mehr als 40 Prozent aller Krebspatienten in nicht-zertifizierten Krankenhäusern behandelt. Dies führt jährlich zu einer vierstelligen Zahl vermeidbarer Sterbefälle“, sagte Schmitt. Er fordert, der Gemeinsame Bundesausschuss, der über den Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung entscheidet, sollte entsprechende Vorgaben zur Patientensteuerung veranlassen, um die Qualität der Behandlung aller Krebspatienten auf das heute schon erreichbare hohe Niveau der zertifizierten Krebszentren zu heben und damit die Überlebenschancen für tausende von Menschen zu erhöhen.

AOK sieht Verbesserungsbedarf

Auch für Joachim Henkel, Krankenhaus-Chef der AOK Hessen, gibt es Verbesserungsbedarf: „Nehmen wir den Brustkrebs bei Frauen. 700 Patientinnen in Hessen wurden 2020 in nicht zertifizierten Kliniken operiert – das sind 13,5 Prozent aller operierten Frauen. Ein viel zu hoher Wert, wenn man bedenkt, um was es geht: das eigene Leben. Denn: die Qualität der Krankenhausbehandlung hat einen großen Einfluss darauf, ob, wie lange und mit welchen Einschränkungen die Betroffenen ihre Erkrankung überleben – das zeigen alle Studien. Für die AOK Hessen ist es von größter Bedeutung, dass Behandlung und Therapie dort erfolgen, wo viel Erfahrungswissen und entsprechende Routine herrschen.“

Die Überlebensrate steigt

„Patienten, die sich in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lassen, reduzieren ihre Sterblichkeit. Mit anderen Worten: Sie leben im Durchschnitt länger als Patienten, die ihre Tumorerkrankung in einer nicht zertifizierten Einrichtung behandeln lassen“, fasste Prof. Dr. Carsten Schmidt, Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Fulda (OZKF), die Ergebnisse der WiZen-Studie zusammen. Die Sterblichkeit von Patientinnen, die an Gebärmutterhalskrebs leiden, lag bei der Behandlung in zertifizierten Zentren um 25,9 Prozent unter der von Patientinnen in nicht-zertifizierten Einrichtungen. Bei Patienten mit neuroonkologischen Tumoren lag die Sterblichkeit bei der Behandlung in zertifizierten Zentren um 15,8 Prozent unter jener in nicht-zertifizierten Einrichtungen, bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs war die Sterblichkeit in zertifizierten Zentren um 11 Prozent geringer und bei Patientinnen mit Brustkrebs um 11,7 Prozent. „Die Botschaft ist eindeutig. Krebspatienten sollten sich immer in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lassen“, sagte Schmidt.

Eine Aussage, um wieviel die Lebenszeit für die Patienten verlängert wird, sei in den bisherigen Veröffentlichungen noch nicht dargestellt worden, wohl aber die relativ verringerte Sterblichkeit zwischen den Vergleichsgruppen, erläuterte Schmidt. In der WiZen-Studie sei die Sterberate von zwei Patientengruppen im Verlauf einer Behandlung betrachtet worden – nämlich jener Patienten mit einer bestimmten Krebsart, die sich entweder in einem zertifizierten Zentrum oder in einem nicht-zertifizierten Zentrum behandeln ließen. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag auf insgesamt acht Krebsarten: Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs, Kopf- und Hals-Tumoren, Hirntumoren und gynäkologischen Tumoren. Hierzu wurde die so genannte „Hazard Ratio“ gebildet. Als Hazard wird die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis, in diesem Fall der Tod eines Krebspatienten, definiert. Der Hazard-Wert gibt mithin die Sterbewahrscheinlichkeit für eine Gruppe von Patienten an. Die Hazard Ratio ist ein Quotient aus den Hazards von zwei Gruppen und gibt an, um wie viel die Sterberate in der einen Gruppe höher ist im Vergleich zur Sterberate der anderen Gruppe.

Schmidt erläuterte den Vergleich der Sterberaten am Beispiel der Patienten mit Pankreaskrebs: Ein Jahr nach Eintritt in die Behandlung lebten von 100 Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem nicht-zertifizierten Zentrum noch 26, und in einem zertifizierten Zentrum waren es 39. Nach dieser Betrachtung konnte das relative Risiko, zu versterben, nach einem Jahr um 17,6 Prozent reduziert werden.
Das Onkologische Zentrum am Klinikum Fulda
„Das Onkologische Zentrum am Klinikum Fulda (OZKF) ist eine 2014 gegründete Einrichtung des Klinikums Fulda zur Koordination und Organisation der zentralen und übergeordneten Prozesse in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen, die in den spezialisierten Organzentren behandelt werden“, so Christine Lochner, Koordinatorin des Onkologischen Zentrums. Lochner weiter: „Je nach Schwerpunkt der einzelnen Organzentren erfolgen Diagnostik und Therapie durch Ärztinnen und Ärzte, die sowohl im Klinikum Fulda, als auch im angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum Osthessen (MVZ Osthessen) tätig sind.“
„Die Betreuung von Menschen mit einer Krebserkrankung ist eine interdisziplinäre Aufgabe. Patienten sowie deren Angehörige erhalten im OZKF eine umfassende, fachübergreifende Versorgung durch qualifizierte Ärzte und Facheinrichtungen nicht nur bei Operation, Bestrahlung oder der medikamentösen Therapie, sondern darüber hinaus auch im Rahmen der psychosozialen und psychoonkologischen Betreuung während des gesamten Erkrankungsverlaufs,“ so Prof. Dr. Heinz-Gert Höffkes, Direktor der Tumorklinik am Klinikum Fulda. Moderne Krebsmedizin besteht sowohl aus hervorragenden Fachkräften als auch aus einer interdisziplinären Versorgung. In wöchentlichen, interdisziplinären Tumorkonferenzen, an denen u.a. bis zu 20 Ärzte, Pflegekräfte, Tumordokumentare teilnehmen, wird eine optimale Versorgung von Krebspatienten auf hohem Niveau gewährleistet.
Das OZKF ist ein von OnkoZert (Zertifizierungsgesellschaft der Deutschen Krebs Gesellschaft – DKG), zertifiziertes Zentrum der zweithöchsten nationalen Versorgungsstufe zur Gewährleistung höchster Standards in der Erkennung und Behandlung von Krebserkrankungen. Durch Steuerung und Verknüpfung vieler wesentlicher Prozesse können die Erfolge einer Tumorbehandlung gesteigert werden. Die zahlreichen Qualitätsprozesse zu überwachen und zu steuern ist Aufgabe des OZKF. Gleichzeitig widmen sich die Mitarbeiter am OZKF der Beteiligung an klinischen Studien zur Optimierung neuer, innovativer Therapieverfahren, der Weiterbildung für interne und externe Mitarbeiter*innen, Informationen für Patient*innen, Angehörige und Selbsthilfegruppen sowie der Öffentlichkeitsarbeit.
Prof. Höffkes, der Ärztliche Direktor der Hämatologie und Onkologie des Klinikums Fulda und im Gründungsjahr des OZKF im Jahr 2014 erster Sprecher des OZKF fasste es so zusammen: „Zertifizierte Onkologische Zentren sind sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Behandelnden ein Gewinn. Die Therapie erfolgt nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft, die umfassende Betreuung hilft den Patientinnen und Patienten in dieser schwierigen Phase und die Koordination zwischen allen Beteiligten ist gut geregelt.“

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