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Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Prof. Dr. med. Henrik Kessler: Ein Arzt für den ganzen Menschen.

Prof. Dr. Kessler, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums Fulda: „Ein Drittel aller Leiden hat nicht allein körperliche Ursachen“

Manche Redensarten offenbaren tiefe Wahrheiten. Etwa wenn wir sagen, dass uns etwas auf den Magen schlägt oder dass unser Herz vor Freude hüpft, dass eine Sorge auf uns lastet, oder dass uns die Schmetterlinge im Bauch ein Kribbeln fühlen lassen. Worte wie diese zeigen uns, „dass Körper und Seele einfach nicht zu trennen sind – im guten wie im schlechten Sinne.“ Das sagt der Arzt Professor Dr. Henrik Kessler, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums Fulda, der neben seinem Medizinstudium auch ein Studium der Philosophie erfolgreich abschloss. Die Psychotherapie, ein strukturiertes, theoriegeleitetes Angebot zu einem heilenden Gespräch, ist für ihn die philosophischste Art, eine Krankheit zu therapieren. Der Ansatz seines Faches „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ sei so vielfältig und ganzheitlich wie der Mensch: „Ich vertrete ein genuines Querschnittsfach, das so viele Kontaktflächen zu anderen Fächern bietet. Die Kooperation mit diesen ist notwendig, um dem einzelnen Menschen wirklich gerecht zu werden“, sagt Kessler.

Wenn uns etwas auf der Seele liegt

Kessler schätzt, dass etwa ein Drittel der Leiden, mit denen sich Menschen an den Allgemeinarzt oder den Neurologen wenden, psychisch bedingt oder mitbedingt sind, „weil ihnen etwas auf der Seele liegt“. Kessler spricht von Störungen, die wie Körperstörungen aussehen, aber psychische Ursachen haben. In der Fachsprache des Klinikdirektors sind das somatoforme Störungen. Das Wort „Soma“ stammt aus dem Griechischen und heißt „der Körper“. Die seelische Belastung findet ihre Ausdrucksform in einem körperlichen Leid, wenn zum Beispiel Menschen unter Druck stehen, eine gespannte Haltung einnehmen und schließlich wegen der Verspannung über Nacken- und Kopfschmerzen klagen. Diese körperlichen Schmerzen sind keine Einbildung, sondern sie sind Folge der Anspannung. Aber nur selten sei die Diagnose so naheliegend. In den meisten Fällen stehe die Abklärung möglicher körperlicher und psychischer Ursachen am Beginn der Behandlung. Typisch für Beschwerden in seinem Gebiet seien Magen-Darm-Beschwerden, Herzstolpern, chronische Schmerzen sowie unklare Lähmungen oder Gefühlsstörungen. Dabei arbeitet die Psychosomatik typischerweise mit der Allgemeinmedizin, der Inneren Medizin oder der Neurologie zusammen.

Psychotherapie: Das systematische, theoriegeleitete Gesprächsangebot

Sind somatische Ursachen für eine Störung abgeklärt und psychische Ursachen wahrscheinlich, ist die Psychotherapie für Kessler das Mittel der Wahl, um sich „etwas von der Seele zu reden“. Reden hilft, sei es mit der Großmutter oder dem besten Freund. Auch der professionelle Psychotherapeut führt ein Gespräch mit dem Patienten: „Dabei führt der Psychotherapeut das Gespräch nach systematischen Regeln. Die Kommunikation ist theoriegeleitet und vor allem ist der Therapeut neutral, betrachtet den Mikrokosmos des Patienten von außen“, unterscheidet Kessler. Das psychotherapeutische Gespräch sei das Angebot an den Patienten zum Innehalten, die Dinge anders zu betrachten, idealerweise auch anders zu machen. Das Gespräch lenke den Blick mal auf die Vergangenheit, fokussiere aber auch auf das Hier und Jetzt, um einen neuen Blick auf die Zukunft zu gewinnen.

Ein Spezialist für Traumafolgestörungen

Prof. Kessler selbst beschreibt sich als Spezialist für die Behandlung von Traumafolgestörungen, also für eine andauernde Reaktionen auf ein sehr belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung: „Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung können wir in mehr als 80 Prozent der Fälle wirklich gut helfen.“ Denn im Fall einer solchen Störung sei deren Auslöser bekannt, deshalb sei die Störung relativ gut therapierbar. „Die Posttraumatische Belastungsstörung ist die einzige psychische Störung mit einer klaren Ursache“, sagt Kessler. Nicht jedes Trauma führe zu einer lange nachwirkenden Belastungsstörung. Etwa die Hälfte aller Menschen weltweit erlebe im Lauf des Lebens eine Traumatisierung und die meisten kommen damit zurecht. Aber etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden noch über Monate oder Jahre unter anderem an sogenannten Intrusionen oder Flashbacks. In Flashbacks erleben sie das Schreckliche wieder und wieder in Echtzeit. Traumatisierende Ereignisse sind zum Beispiel Fälle von frühkindlichem Missbrauch, Unfälle sowie Kriegs- und Fluchterfahrungen. „Die Störung ist zunächst eine ganz normale Reaktion auf ein nicht normales Ereignis“, erläutert Kessler. In der Traumatherapie holen Therapeut und Patient das traumatische Erlebnis gezielt aus der Erinnerung, um es strukturiert zu bearbeiten: „Der Autounfall von damals wird bearbeitet, um ihn mit den Augen von heute zu sehen.“ Vielfach trauen sich Patient und Therapeut an die Traumabehandlung nicht heran. Aber der Therapeut und sein Patient brauchen Mut. Er, Kessler, wolle sie ermutigen, denn vor ihnen liege die Aussicht auf eine gute Heilungschance. Der Arzt verspricht seinen Patienten: „Wenn Sie die Traumatisierungen bearbeiten, kann das Ihr Leben verändern. Wir fangen Sie auf, wenn es bei der Bearbeitung schwierig wird.“

„Am Klinikum Fulda ist der Aufbruch zu spüren“

Am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, wo Kessler 9 Jahre Oberarzt war, behandelte er über die Zeit Patienten aus dem ganzen Ruhrgebiet, gerade auch mit dem Traumaschwerpunkt. Ans Klinikum Fulda lockte ihn der Aufbruch, der dort zu spüren ist: „Das Projekt Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg ist genial und begeisternd. Ich bin hier, weil hier so viel Dynamik ist. Ich finde alle Disziplinen, mit denen ich zum Wohl meiner Patienten kooperieren möchte, im Haus der Maximalversorgung an der Tür nebenan, und dank des Campus kann ich meine Arbeit etwa in der Traumatherapie mit Forschung auf internationalem Spitzenniveau verbinden. Zusätzlich werden die neuen Medizinstudierenden ab diesem Herbst sicher viel Dynamik in das Klinikum bringen.“

„Eine gute hausärztliche Versorgung denkt die Psychosomatik mit“

In all der Zeit, die Kessler nun in der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie arbeitet, hat er einen Wandel gespürt: „Man begegnet unserem Ansatz mit immer mehr Offenheit. Das Bewusstsein für psychosomatische Zusammenhänge und die Überzeugung, dass Reden hilft, wachsen.“ Nach dem Ersten Weltkrieg wurden „Kriegszitterer“ in einer Gesellschaft, die auf Stärke und Männlichkeit setzte, wegen ihrer Traumafolgen stigmatisiert. Mit dem Vietnamkrieg wurde die verheerende Wirkung von Traumata erkannt. Erst dann wurde die posttraumatische Belastungsstörung als Krankheit mit entsprechenden Behandlungskonzepten definiert. Heute spannt Kessler den Bogen bis hin zu jenen Menschen, die von Arzt zu Arzt gehen, und das Gefühl haben, dass ihnen keiner helfen kann: „Man kann diesen Menschen nur wünschen, dass sie zu einem guten Hausarzt kommen, der ganzheitlich auf den Patienten blickt und psychosomatisch mitdenkt. Eine gute hausärztliche Versorgung denkt die Psychosomatik immer mit. Solche Hausärzte haben wir hier in der Region.“

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